Hiermit möchte ich gemeinsam mit meiner Band öffentlich meine Zusage zur Teilnahme am Pax Terra Musica 2019 zurückziehen. Zunächst möchte ich mich bei den Organisator*innen für die dadurch entstehenden Unannehmlichkeiten entschuldigen. Es ist mein Fehler, dass ich mich nicht im Vorfeld meiner Zusage hinreichend informiert habe und erst jetzt absage. Ich wurde von den Organisator*innen sehr unterstützt – nicht zuletzt durch die Verwendung des Songs „Durch Pfützen“ im Festivaltrailer. Weil ich mich explizit nicht vom Festival in Gänze, sondern nur von einzelnen Kooperationspartner*innen und durch sie vertretene Ansichten, distanziere und keine weiteren Probleme für die ehrenamtlichen Organisator*innen verursachen möchte, soll in diesem Rahmen gesagt sein, dass die Verwendung des Songs im Video nach wie vor von mir erlaubt ist (wenn sie nach wie vor mit dem Lied werben wollen).

In der Folge versuche ich die Gründe für die Absage darzustellen. 

Wie mir bei meiner heutigen Recherche aufgefallen ist, stand das Festival bereits bei seiner ersten Durchführung 2017 in der medialen Kritik, weil einzelne der vertretenen Gruppen und Redner*innen Nähe zu rechtsextremen und/oder antisemitischen Verschwörungstheorien aufweisen. Das ist mir bei einer ersten flüchtigen „Prüfung“ des Lineups für dieses Jahr nicht aufgefallen, weil sich im Netzwerk des Festivals auch einige Gruppen und Initiativen befinden, deren Ziele meines Erachtens absolut unterstützenswert sind und mir die anderen selbst nicht bekannt waren (und natürlich auch andere Gruppen auftreten als in dem Jahr, auf das sich der Artikel bezieht). Außerdem distanziert sich das PTM auf seiner Seite explizit von „faschistischen und menschenverachtenden Meinungen und Ansichten“ und behält sich vor „solche Gruppen jederzeit […] vom Festival auszuschließen“. Diese Stellungnahme möchte ich auch gar nicht in Frage stellen. Doch auch wenn explizit faschistische Meinungen vom Festival ausgeschlossen sind, so stehen Beteiligte – wie z.B. der wichtige PR-Partner KenFM – für Argumentationen einer Systemkritik, die ich im besten Fall für logisch unhaltbar, im schlimmsten Fall demokratiefeindlich, zersetzend und gefährlich halte.

Auf die oben erwähnte Kritik reagierte das Festival seinerzeit mit einer Stellungnahme, in der Geschäftsführer Malte Klingauf diese Distanzierung ebenfalls bekräftigt. Hierin wird erklärt, dass es dem Festival um einen Dialog „alle[r| friedlichen Menschen und Organisationen geht.“ Außerdem erklärt Malte Klingauf, dass man für einen solchen Austausch natürlich nicht die Meinungen des anderen vollständig teilen müsse. Ich befürworte das Ansinnen des PTM einen diskursiven Austausch zu führen, indem möglichst wenige Meinungsäußerungen ausgeschlossen und tabuisiert werden, grundsätzlich. Im privaten Kontext möchte ich jedem Menschen das Recht geben in eine faire Diskussion mit mir zu treten und seine Ansichten äußern und vertreten zu können. Das Problem, das ich nun aber sehe, ist, dass es sich bei einem Festival nicht um einen privaten Austausch sondern eine öffentliche Plattform handelt.

Wenn hier jemand eine Meinung vertritt, habe ich keinen Einfluss darauf, wer auf welche Weise davon angesprochen wird. Deswegen sind hier meiner Meinung nach die Hürden dafür, was gesagt werden darf, höher anzusetzen. Weil ich aber bei einigen der anwesenden Organisationen nicht sicher sein kann, dass die Plattform nicht dafür genutzt wird, z.B. antisemitische oder antidemokratische Statements zu vertreten, möchte ich nicht Teil dieser Plattform sein.

 

Links zum besseren Verständnis (Stand: 02.06.2019):

Artikel vom Tagesspiegel über das PTM 2017: https://www.tagesspiegel.de/berlin/umstrittenes-festival-in-brandenburg-feiern-mit-verschwoerungstheoretikern/19736922.html
Netzwerk und Partner des Festivals: https://www.pax-terra-musica.de/netzwerk-partner/
Stellungnahme von Malte Klingauf zur Kritik am Festival 2017: https://www.youtube.com/watch?v=iw2-t-A1vfM